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Zweites Dahlemer Rundgespräch Sicherheitsforschung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität und anderer Hochschulen diskutierten über „Sicherheitsforschung im Spannungsfeld zwischen Technik und Gesellschaft“

21.07.2017

Welche Herausforderungen im Bereich ziviler Sicherheit kommen auf uns zu? Das war eine der Fragen, über die bei dem zweiten Dahlemer Rundgespräch Sicherheitsforschung diskutiert wurde.

Welche Herausforderungen im Bereich ziviler Sicherheit kommen auf uns zu? Das war eine der Fragen, über die bei dem zweiten Dahlemer Rundgespräch Sicherheitsforschung diskutiert wurde.
Bildquelle: istock/Jay Zynism

Bereits zum zweiten Mal hat die AG Interdisziplinäre Sicherheitsforschung gemeinsam mit dem Institut für Informatik die Dahlemer Rundgespräche Sicherheitsforschung veranstaltet. Die Gesprächsrunde fand kürzlich im Einstein-Zentrum Digitale Zukunft in Berlin Mitte statt. Im Fokus standen zukünftige Herausforderungen, diskutiert wurde unter der Überschrift „Kontrast oder Symbiose? Sicherheitsforschung im Spannungsfeld zwischen Technik und Gesellschaft“.

Welche Herausforderungen im Bereich ziviler Sicherheit kommen auf uns zu?

Stand beim ersten Treffen im Herbst 2016 noch die interne Vernetzung der Akteure innerhalb der Freien Universität im Mittelpunkt, wurde nun der Rahmen erweitert: Es waren Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen und Forschungsinstitutionen aus dem Raum Berlin-Brandenburg eingeladen. Professor Lars Gerhold von der AG Interdisziplinäre Sicherheitsforschung und Professor Jochen Schiller von der AG Technische Informatik, beide Freie Universität Berlin, führten in die Veranstaltung ein und gaben die Themen vor: Welche Herausforderungen im Bereich ziviler Sicherheit kommen auf uns zu, und welche Fragen müssen wir stellen, um eine lebenswerte Gesellschaft garantieren zu können? Oder müssen wir ganz andere Fragen stellen?

Informatikprofessor Dr. Jochen Schiller beim Zweiten Dahlemer Rundgespräch Sicherheitsforschung.

Informatikprofessor Dr. Jochen Schiller beim Zweiten Dahlemer Rundgespräch Sicherheitsforschung.
Bildquelle: Einstein Center Digital Future / Harr

„Kann die Technik halten, was von ihr erwartet wird?“

Um den thematischen Rahmen zu setzen, waren zwei etablierte Vertreter der deutschen Sicherheitsforschung als Impulsgeber eingeladen worden: Professor Klaus Thoma, ehemaliger Leiter des Fraunhofer Instituts EMI, und Wolfgang Bonß, Professor für allgemeine Soziologie mit den Forschungsschwerpunkten Unsicherheits- und Risikoforschung an der Universität der Bundeswehr München. Beide warfen aus ingenieurswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive einen Blick auf die Sicherheitsforschung im 21. Jahrhundert.

Unter dem Titel „Sicherheit im 21. Jahrhundert. Kann die Technik halten, was von ihr erwartet wird?“ ging Klaus Thoma in seinem Vortrag vor allem auf das technisch Machbare im Bereich Sicherheit ein und zeigte die globalen Zusammenhänge und unterschiedlichen Perspektiven auf Technik und Sicherheit auf. Wolfgang Bonß widmete sich in seinem Vortrag der Frage: „Sicherheitstechnik im 21. Jahrhundert. Wie viel Sicherheitstechnik verträgt eine Gesellschaft?“. Er betonte die kritischen Auswirkungen von Versicherheitlichung in allen Lebensbereichen und wies darauf hin, dass es eine größere Betonung von Resilienzdiskursen geben müsse. Unter Resilienz wird hierbei allgemein die Fähigkeit bezeichnet, trotzt externer Störungen die Funktionsfähigkeit von Systemen zu erhalten oder schnell wieder zu erlangen. Beide Referenten betonten, dass eine disziplinäre Bewältigung von Sicherheitsforschung nicht leistbar ist, nur durch inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit ließen sich die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen.

Die Gesellschaft stärker in den Blick nehmen

Die sich anschließende rege Diskussion ging detailliert auf das Spannungsfeld zwischen Technik und Gesellschaft ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die zunehmende Komplexität von Systemen, die vor allem durch den digitalen Wandel größer werde, und den damit (vermutlich) verbundenen Kontrollverlust. Man kam zu dem Schluss, dass adäquate Steuermechanismen geschaffen, aber auch der Umgang mit Unsicherheit in den Fokus gerückt werden müssten. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Gesellschaft weit mehr ins Zentrum der Sicherheitsforschung gerückt werden solle, als das bisher der Fall sei.

Das Rundgespräch wurde auch für den Austausch und die Vernetzung genutzt. Das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit strebt an, auch in Zukunft vor allem für Expertinnen und Experten der Freien Universität Berlin eine Vernetzung mit regionalen und nationalen Akteuren der Sicherheitsforschung zu ermöglichen.