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Wachstumswende neu erzählen

Eine Tagung am 10./11. Juli beschäftigt sich mit der Bedeutung von guter Wissenschaftskommunikation im Bereich Umweltpolitik / campus.leben-Interview mit Roland Zieschank von der Freien Universität

06.07.2017

Die Lösungsansätze der Wissenschaft werden viel zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert.

Die Lösungsansätze der Wissenschaft werden viel zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert.
Bildquelle: flickr / Olli Henze / CC BY-ND 2.0

Wie lassen sich Umweltprobleme und Lösungsansätze besser kommunizieren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Tagung des Forschungszentrums für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität am 10. und 11. Juli 2017 auf Schwanenwerder in Berlin-Nikolassee. Campus.leben sprach mit Roland Zieschank, Projektleiter am FFU und Initiator der Veranstaltung.

Herr Zieschank, Sie veranstalten zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Manfred Ronzheimer und dem stellvertretenden Leiter der Evangelischen Akademie Berlin Michael Hartmann die Tagung „Große Transformation und die Medien“. Worum geht es dabei?

Die Umweltprobleme unserer Zeit sind so gravierend, dass in vielen Fällen die ‚Planetary Boundaries‘ – die ökologischen Belastungsgrenzen – bereits überschritten sind. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um Umweltschäden zu beheben und den Klimawandel aufzuhalten. Neben den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft sind dringend grundlegende Veränderungen nötig: ein Umdenken in Richtung weniger Wachstum, einer „Grünen Wirtschaft“ und letztlich auch weniger Massenkonsum.

Die gute Nachricht ist: Es gibt Lösungsansätze, in der Wissenschaft ist mittlerweile viel erarbeitet worden. Allerdings werden diese Ansätze viel zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert. Und wir brauchen für ein Umdenken und Umsteuern eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Unsere Tagung beschäftigt sich mit der Frage, wie wir über die Medien Lösungsansätze besser kommunizieren können. Die Tagung ist bereits der dritte Teil einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Große Transformation“ und deren politische Kommunikation. Die ersten beiden Teile nahmen die Wissenschaft und die Politik in den Fokus, während es diesmal vor allem um neue Kommunikationsstrategien geht.

Wie könnten die konkret aussehen?

Zunächst einmal müssen wir das Thema Umwelt und Wachstumsalternativen stärker auf die Agenda heben und gegenüber Journalistinnen und Journalisten kommunizieren. Wobei sich zeigt, dass Umweltpolitik inzwischen beinahe alle gesellschaftlichen Bereiche tangiert und allein schon deswegen besser vermittelt werden muss, wie man am Beispiel der Energiewende und einer neuen Mobilität erkennen kann. Wichtig ist es, von den bad news wegzukommen und sich den good news zuzuwenden.

Es liegen viele interessante Studien vor: etwa zu einem ökologisch tragfähigen Wohlfahrtskonzept, zu einer anspruchsvollen Ressourcenpolitik oder – international ausgerichtet – zu einer abgestimmten Klimapolitik auf mehreren politischen Ebenen (von der globalen Ebene über die Europäische Union bis hin zu den Kommunen). Die Öffentlichkeit aber erfährt zu selten von diesen Vorschlägen zur Problemlösung. Erschwert wird eine breite Berichterstattung durch die Tatsache, dass immer mehr Wissenschaftsressorts in den Redaktionen gestrichen werden. Aber möglicherweise bietet der Strukturwandel in den Medien auch eine Chance, „grünem Journalismus“ den Weg zu bereiten.

An wen richtet sich die Tagung, und was ist ihr Ziel?

Die Tagung richtet sich vor allem an ein Fachpublikum: in erster Linie an Kommunikations- und Sozialwissenschaftler und Vertreter der Politik. Allerdings sind alle willkommen, die ein Interesse am Thema einer grüneren Wirtschaft und Fragen ihrer besseren Kommunikation haben. Denn wir wünschen uns, dass in der Öffentlichkeit beispielsweise stärker über Alternativen zu übersteigertem Wachstum nachgedacht wird. Wir brauchen ein neues Narrativ zu dieser Wachstumswende. Es wäre ein Erfolg, wenn am Ende der Tagung Vorschläge für ein solches Narrativ vorlägen. Und Ideen, wie es am besten kommuniziert werden kann.

Die Fragen stellte Lea Wagner

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