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Zur Vielfalt islamwissenschaftlicher Perspektiven

Nachwuchswissenschaftler trafen sich zum internationalen Workshop "Linking Multiple Perspectives" an der Freien Universität Berlin

11.09.2012

Zu Gast in Dahlem: Doktoranden der Fächer Islamwissenschaft und Arabistik der Freien Universität hatten die Teilnehmer des Workshops ausgewählt.

Zu Gast in Dahlem: Doktoranden der Fächer Islamwissenschaft und Arabistik der Freien Universität hatten die Teilnehmer des Workshops ausgewählt.
Bildquelle: Privat

Von Koran und Muhammad über islamische Ethik und Rechtslehre bis hin zu interreligiösen Fragestellungen – das Themenspektrum des Workshops, der kürzlich an der Freien Universität Doktoranden und Postdoktoranden aus Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Türkei zum Austausch über ihre Forschungsprojekte zusammenführte, war breit.

Kann man beim Koran von einem "Autor" sprechen? Darf man Muhammad als einen "Heiligen" bezeichnen, auch wenn dieses Konzept in den Quellen nie explizit benannt ist, sondern sich allenfalls zwischen den Zeilen herauslesen lässt? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Kritik und Vertrauen in islamischen Quellen? Wie übersetzt man philosophische Begriffe ins Englische, die im Arabischen mit mehreren – subtile Differenzen anzeigenden – Vokabeln wiedergegeben werden? Wie muss man sich die Vermittlung von Wissen im Zeitalter der Handschriften vorstellen? Diese und andere methodische Fragen, die sich aus dem Umgang mit historischen Texten ergeben, standen im Mittelpunkt der Debatten.

Von Doktoranden organisiert

Organisiert worden war der Workshop, der in der Dahlemer Villa der Berlin Graduate School of Muslim Cultures and Societies stattfand, von einer Gruppe von Doktoranden der Fächer Islamwissenschaft und Arabistik. Unter den zahlreichen Bewerbern aus dem In- und Ausland hatten diese anhand eines kurzen Abstracts 16 Teilnehmer und Teilnehmerinnen ausgewählt. Professorin Sabine Schmidtke, Direktorin der Research Unit „Intellectual History of the Islamicate World“ der Freien Universität Berlin, hatte das Preisgeld, das sie zusammen mit der Auszeichnung "DRS Award for Excellent Supervision" für ihre hervorragende Betreuung von Promotionsstudenten erhalten hatte, für den Workshop gestiftet. Zusätzliche Förderung erhielten die jungen Forscher durch die Dahlem Research School und das Center for International Cooperation der Freien Universität Berlin.

Ähnliche Problemstellungen in verschiedenen Fächern

Inhaltlich waren die Beiträge in sieben Einheiten zusammengefasst, die einen Überblick über die sehr vielfältigen historiografischen Forschungsinteressen boten. Neben den Grundlagen des Islam, juristischen und literarischen Entwicklungen, waren mit den Panels zur Zaydiyya und Ismailiyya auch zwei minoritäre schiitische Gruppen vertreten. Historisch reichte die Bandbreite von der vorislamischen Zeit bis in die Moderne.

Es zeigte sich, dass Doktoranden der vor Kurzem an deutschen Universitäten gegründeten Fakultäten für Islamische Theologie vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen, wie ihre Kollegen aus den klassischen Fächern der Islamwissenschaft und Orientalistik. Das intellektuelle Instrumentarium, das Nachwuchswissenschaftler beider Disziplinen zur Beantwortung ihrer wissenschaftlichen Fragestellungen zur Verfügung haben, entscheidet sich offensichtlich nicht an einer mehr oder weniger konfessionsorientierten Herangehensweise des Forschers.

Jenseits der Texte

Schließlich erwies sich die Zusammenarbeit von Graduierten, die ganz am Anfang ihres Projekts stehen, von Doktoranden mit fortgeschrittener Dissertation und erfahreneren PostDocs als äußerst produktiv. In den Pausen im schönen Garten der Graduate School und beim gemeinsamen Abendessen im persischen Restaurant konnte zwanglos auch über berufliche Herausforderungen geplaudert werden, mit denen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Anfang ihrer Karriere konfrontiert sind.