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Forschungsschwerpunkte der Zukunft

Kolloquium des Center for Cluster Development (CCD) zu Zukunftsstrategien der großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen

17.11.2010

Wie und woran wird an welchen Instituten geforscht? Das Center for Cluster Development der Freien Universität widmete sein viertes Forschungskolloquium der Strategieentwicklung großer deutscher außeruniversitärer Forschungseinrichtungen

Wie und woran wird an welchen Instituten geforscht? Das Center for Cluster Development der Freien Universität widmete sein viertes Forschungskolloquium der Strategieentwicklung großer deutscher außeruniversitärer Forschungseinrichtungen
Bildquelle: David Ausserhofer

Dr. Jeroen Verschragen arbeitet in der Stabsstelle Vorstandsbereich Strategie und Planung der DFG

Dr. Jeroen Verschragen arbeitet in der Stabsstelle Vorstandsbereich Strategie und Planung der DFG
Bildquelle: Jan Hambura

Dr. Georg Rosenfeld ist Leiter der Hauptabteilung Unternehmensentwicklung, Strategien und Programme der Fraunhofer Gesellschaft

Dr. Georg Rosenfeld ist Leiter der Hauptabteilung Unternehmensentwicklung, Strategien und Programme der Fraunhofer Gesellschaft
Bildquelle: Jan Hambura

Prof. Dr. Stefan Joos ist Bereichsleiter Forschung der Helmholtz-Gemeinschaft

Prof. Dr. Stefan Joos ist Bereichsleiter Forschung der Helmholtz-Gemeinschaft
Bildquelle: Jan Hambura

Wie entwickeln die großen deutschen außeruniversitären Forschungseinrichtungen ihre Schwerpunkte und Zukunftsstrategien? Diesem Komplex widmete das Center for Cluster Development der Freien Universität Berlin sein viertes Kolloquium innerhalb der Reihe „Forschung für die Zukunft planen“.

Eingeladen waren jeweils ein Referent der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Fraunhofer Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft, die über die Strategieentwicklung ihrer jeweiligen Organisation berichteten. Veranstaltet wurde das Kolloquium vom CCD, das die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität bei der Identifikation gesellschaftlich relevanter Forschungsthemen und der Einrichtung von Forschungsschwerpunkten – sogenannten „Focus Areas“ – unterstützt.

Offene Anträge und Schwerpunktprogramme bei der DFG

„Die DFG forscht nicht selber, sondern unterstützt die Forschung an Hochschulen durch die finanzielle Förderung einzelner Wissenschaftler, größerer Forschergruppen und Zentren“, sagte Jeroen Verschragen von der Stabsstelle Vorstandsbereich, Strategie und Planung der DFG, der größten Selbstverwaltungseinheit der Wissenschaft in Deutschland.

„Einerseits gibt es keine Themenvorgabe für Anträge“, sagte der promovierte Geisteswissenschaftler Die rund 44.000 laufenden Anträge kämen aus allen Wissenschaftsgebieten. „Andererseits gibt es parallel dazu seit 1953 Schwerpunktprogramme, mit denen die DFG neue Forschungsgebiete unterstützt“, erklärte Verschragen.

Anstoß hierfür bildeten vielfach die Anträge der Wissenschaftler – ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses der Institution. Eine weitere Quelle seien die 48 Fachkolloquien, in denen Forscher über die Anträge entscheiden. Eine Forschungsplanung im engeren Sinne erfolge bei der DFG nicht, wenngleich die Voraussetzung zur Identifizierung aktueller Trends in der Wissenschaft so gut sei wie nirgendwo sonst, sagte Verschragen.

Institute der Fraunhofer Gesellschaft fachlich autonom und am Markt orientiert

„Die 59 Institute der Fraunhofer Gesellschaft mit ihren insgesamt 17.000 Mitarbeitern sind fachlich autonom“, erklärte Georg Rosenfeld, Leiter der Hauptabteilung Unternehmensentwicklung, Strategien und Programme. „Die Institute formulieren ihre Strategiepläne daher selbst.“ Allerdings werde von allen Instituten ein standardisierter Prozess zur Ermittlung von Institutsstrategien und für deren regelmäßige Evaluierung angewandt.

Dabei richte sich die Forschung der Institute der Fraunhofer Gesellschaft vor allem an den Bedürfnissen der Wirtschaft aus. Denn die Institute der Gesellschaft erhalten Drittmittel in Höhe von rund Zweidritteln ihres Haushalts von Industriepartnern. „Die Institute beforschen nur Felder, bei denen auch eine Produktreife oder Anwendung innerhalb von 10 bis 15 Jahren erreicht werden kann“, sagte Rosenfeld, promovierter Physiker.

„Gleichzeitig ermitteln wir institutsübergreifend Zukunftsthemen. Das geschieht  beispielsweise über die Befragung von Führungskräften und Wissenschaftlern sowie über Ausschreibungen innerhalb der Institute“, sagte Rosenfeld. Hierzu sei ein umfangreiches Verfahren mit externen Gutachtern und Beratern etabliert worden. Seit 1994 ist die Fraunhofer Gesellschaft außerdem mit 400 Mitarbeitern in den USA vertreten, mit dem Ziel,  auf dem dortigen Leitmarkt frühzeitig Forschungstrends zu erkennen.

Fünfjährige Planungssicherheit vs. mangelnde Flexibilität bei der Helmholtz-Gemeinschaft

„Im Rahmen der programmorientierten Forschung erfolgt alle fünf Jahre eine große Begutachtungsrunde der sechs Fachbereiche der Helmholtz-Gemeinschaft“, sagte Professor Stefan Joos, Bereichsleiter Forschung der Helmholtz-Gemeinschaft. Mit ihren 16 Forschungszentren und 30.000 Mitarbeitern ist sie die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Deutschlands.

„Bei der Begutachtung wird vor allem auf die wissenschaftliche Qualität und die strategische Relevanz geachtet“, erklärte Joos. Zusätzlich spiele der volkswirtschaftliche Nutzen für das Gemeinwohl eine wichtige Rolle. Das Ergebnis des rund zweijährigen Verfahrens sei eine fünfjährige Finanz- und Planungssicherheit für die Fachbereiche und Forschungszentren. Dies berge aber zugleich eine gewisse Unflexibilität für Anpassungen an neue Trends und Entwicklungen. Ein neuer Ansatz der Vorstandsebene sehe daher flankierende, systematische Foresight-Aktivitäten zur Erfassung mittel- und langfristiger Entwicklungstrends vor. Diese Entwicklung stehe jedoch derzeit noch ganz am Anfang, sagte der habilitierte Biologe Stefan Joos.

„Rund Zweidrittel der Fachbereichsgutachter sind ausländische Wissenschaftler“, sagte Joos. Neben diesen hätten auch die Zuwendungsgeber Einfluss auf die strategische Ausrichtung der Forschungszentren und Fachbereiche der Helmholtz-Gemeinschaft. Der Jahresetat der Gemeinschaft von 3 Milliarden Euro wird zu rund Zweidritteln aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert.

Weitere Informationen

Das 5. Kolloquium der Reihe „Forschung für die Zukunft planen“ des CCD findet am 30. November 2010 ab 17.30 Uhr im Hörsaal des Instituts für Chemie und Biochemie (Takustr. 6, 14195 Berlin) statt. Das Thema lautet „Future Plant Sciences in Europe – Pflanzenforschung für die Zukunft“. Die Veranstaltung ist öffentlich.