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"Ausgewandert: Die deutsche Sprache in Lateinamerika"

Symposium im Deutschen Historischen Museum zur Bedeutung der Sprache für Kultur und Identität

11.05.2009

Einwanderung und Sprache: Für viele Deutsche, die nach Lateinamerika gingen, ein fester Bestandteil der historischen Erfahrung

Einwanderung und Sprache: Für viele Deutsche, die nach Lateinamerika gingen, ein fester Bestandteil der historischen Erfahrung
Bildquelle: photocase / Rowan Schelten

Das Symposium über die deutsche Sprache in Lateinamerika verdeutlichte, welche Bedeutung der Sprache als Träger und Ausdruck von Kultur und Identität zukommt.

Stefan Rinke, Professor am Lateinamerika-Institut der Freien Universität, eröffnete am 30. März die Vortragsreihe mit einem einführenden Überblick über die deutsche Einwanderung und Sprache in Lateinamerika, die mehr als ein Jahrhundert lang ein fester Bestandteil der historischen Erfahrung der Gruppe der Deutschsprachigen war und dafür sorgte, dass die Sprache Deutsch nicht nur in Deutschland und seinen Nachbarländern gesprochen wird.

Einsatz protestantischer Pfarrer in Brasilien für den Erhalt der deutschen Sprache

Mit der Frage der deutschen Sprache in Brasilien und der Arbeit protestantischer Pfarrer für den Spracherhalt beschäftigt sich Frederik Schulze von der Freien Universität. Er zeigte auf, dass der Erhalt der deutschen Sprache unter den Nachkommen deutscher Einwanderer in Brasilien unter politischen Vorzeichen stand, denen sich auch die protestantische Kirche verpflichtet sah. Deutschtum und deutsche Sprache wurden positiv bewertet und im Rahmen imperialistischer Diskurse eingesetzt und instrumentalisiert. Die portugiesische Sprache und Brasilien dagegen wurden als Gegenbilder kritisch gesehen, das Hineinwachsen der Einwanderer in die brasilianische Kultur als Degenerierung abgelehnt. In der Realität konnte man vielfach hybride Lebens- und Sprachformen beobachten, ein reines Hochdeutsch wurde vielerorts gar nicht gesprochen. Vielmehr versuchten die deutschsprachigen Einwanderer in Brasilien ihre kulturelle und sprachliche Heterogenität hervorzuheben.

Deutschsprachige Presse in Argentinien

Franka Bindernagel von der Freien Universität ging in ihrem Vortrag auf die Einheit, Vielfalt und Spaltung der deutschsprachigen Öffentlichkeit in Buenos Aires ein. Ein Schwerpunkt des Vortrages lag auf der deutschsprachigen Presse: Die in Buenos Aires erschienenen Tageszeitungen „La Plata Zeitung“ (Auflage ca. 45.000) und das „Argentinische Tageblatt“ (Auflage ca. 28.000) waren aufgrund ihrer unterschiedlichen politischen Ausrichtungen immer wieder in Konflikt geraten. Bindernagel nannte sie typische Enklaven-Publizistik. Innerhalb der deutschsprachigen Gemeinde übernahmen die Zeitungen die Funktionen der Informationsverbreitung aus dem Heimatland und trugen zur Aufrechterhaltung der sprachlichen Enklave bei.

Von der Europa-Universität Frankfurt/Oder sprach Dr. Peter Rosenberg zu der Entwicklung der deutschen Sprache, Stefany Krath von „die-journalisten.de GmbH“ über das Thema „Plautdietsch in Paraguay“ und Dr. Hans-Dieter Dräxler vom Goethe-Institut São Paulo zu der „Deutschen Sprachpflege in Südamerika“.

Das Symposium „Ausgewandert: Die deutsche Sprache in Lateinamerika“ fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Stefan Rinke von der Freien Universität und Dr. Hans-Martin Hinz vom Deutschen Historische Museum statt.