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„Ein gutes Jahr für die Freie Universität“

Am 4. Dezember feierte die Freie Universität ihr Gründungsjubiläum – traditionell mit der Verleihung der Ernst-Reuter-Preise, der Vergabe von Deutschlandstipendien sowie filmischen Beiträgen aus dem diesjährigen Videowettbewerb

14.12.2017

Mit dem diesjährigen Ernst-Reuter-Tag feierte die Freie Universität Berlin ihr 69-jähriges Bestehen.

Mit dem diesjährigen Ernst-Reuter-Tag feierte die Freie Universität Berlin ihr 69-jähriges Bestehen.
Bildquelle: Regina Sablotny

Wie schon im vergangenen Jahr war der Hörsaal A des Henry-Ford-Baus auch an diesem 4. Dezember gut besucht: Studierende, Beschäftige, Angehörige des Präsidiums und Alumni hatten sich eingefunden, um den Jahrestag der Freien Universität zu zelebrieren. Der sogenannte Ernst-Reuter-Tag erinnert dabei nicht nur an das 69-jährige Bestehen der Universität, sondern auch an den ehemaligen Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter, der maßgeblich zur Gründung der Freien Universität Berlin am 4. Dezember 1948 beigetragen hat.

In seiner Begrüßungsrede resümierte Professor Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität, gleich zu Beginn: „2017 war ein gutes Jahr für die Freie Universität! Der Antrieb und die Lust auf Neues sind groß.“ Das habe sich insbesondere in der Forschung gezeigt: Alt lobte, dass es fünf Vollanträge der Universität in den Wettbewerb der Exzellenzinitiative geschafft haben. Ebenso stolz sei er auf die zahlreichen Auszeichnungen für Forscherinnen und Forscher der Freien Universität gewesen, allen voran der Leibniz-Preis 2017 für die Arabistin Beatrice Gründler.

Auch die Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität, der Technischen Universität sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin für einen gemeinsamen Antrag für strategische Forschung habe in diesem Jahr hervorragend funktioniert. Zudem stellte Alt fest: „2017 war ein Jahr des Wachstums“ – sowohl was die Anzahl an Professuren anginge, als auch die Dauerstellen im Mittelbau.

Im Rahmen des Festakts im Henry-Ford-Bau vergibt die Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin seit 1985 auch den Ernst-Reuter-Preis für herausragende Dissertationen. Der Weg zu der mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnung ist lang, wie Peter Lange, Vorstandsvorsitzender der Ernst-Reuter-Gesellschaft, erläuterte: Zunächst muss die Dissertation von ihrem jeweiligen Fachbereich vorgeschlagen und durch Gutachter geprüft werden. Dann erst wird ihre Qualität durch die Ernst-Reuter-Preiskommission bewertet. In diesem Jahr konnten vier Arbeiten aus unterschiedlichen Fachbereichen überzeugen. 

In den Wirtschaftswissenschaften zeichnete die Preiskommission Waldemar Kremser für seine Dissertation zu „Interdependenten Routinen“ aus. Darin untersucht Kremser am Beispiel der Fotobranche, warum es insbesondere erfolgreichen Unternehmen schwer fällt, auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren und sich anzupassen.

Christian Zimmer aus dem Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften hat sich in seiner Arbeit mit einer ganz anderen Frage auseinandergesetzt: Unter welchen Umständen kommt das Weglassen des Genitivs im Sprachgebrauch häufig vor? Er stellte fest, dass es sich dabei eben nicht um den allgemein beschworenen Sprachverfall handelt – sondern dass das Weglassen des Genitivs vielmehr einer funktional gestützten Logik folge.

Aus dem Fachbereich Biologie, Chemie und Pharmazie wurde Tobias Lortzing ausgezeichnet, der das Nachtschattengewächs Solanum dulcamara (Bittersüßer Nachtschatten) und dessen Abwehr gegen Fressfeinde erforscht hat.

Vierte Preisträgerin wurde Agata Anna Mossakowski, die an der Charité promovierte. Sie beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit der Nervenkrankheit Multiple Sklerose, genauer mit der „Funktionellen Echtzeitanalyse der zellulären und molekularen Mechanismen der neuronalen Dysfunktion in chronischer Neuroinflammation“. In ihrer Dankesrede im Namen aller Preisträger verstand es die Medizinerin mit rhetorischem Geschick, die sehr unterschiedlichen Themen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: die langwierige Arbeit an einem Dissertationsprojekt und den Rückhalt durch Doktorväter und -mütter sowie Familie und Freunde.

Es folgte ein weiterer Programmpunkt mit Tradition: Die neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschlandstipendiums wurden durch Präsident Peter-André Alt und Vizepräsident Klaus Hoffmann-Holland begrüßt. Das Förderprogramm wurde 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingeführt und unterstützt junge Talente mit monatlich 300 Euro. 150 Euro der Summe übernimmt der Bund, die andere Hälfte wirbt die Hochschule über private Förderinnen und Förderer ein.

Für Auflockerung zwischen den Programmpunkten sorgten die vier Gewinnerbeiträge des Videowettbewerbs „Nachhaltigkeit an der Freien Universität“, die im Laufe der Veranstaltung gezeigt wurden. Die Stabsstelle Presse und Kommunikation hatte mit Unterstützung der Ernst-Reuter-Gesellschaft zur Teilnahme an dem Wettbewerb aufgerufen – und konnte sich über vielseitige und kreative Einsendungen freuen. Eine Jury prämierte vier Videos und das Publikum wählte ebenfalls seinen Lieblingsfilm. Ob eine Armee aus Plastikbechern oder Interviews zum Urban-Gardening-Projekt der Universität – die Gewinner des Wettbewerbs fanden ganz unterschiedliche Zugänge, um zu zeigen, wie nachhaltiges Leben und Arbeiten auf dem Campus im Großen und im Kleinen möglich ist. Den ersten Platz belegte dabei Fabian Franke mit seinem Video „Relativity“, in welchem er Makro- und Mikroperspektiven auf Nachhaltigkeit geschickt miteinander verbindet. Die Gewinner erhielten Geldpreise im Gesamtwert von 2.750 Euro, und Ante Bußmann, der auch das Publikum überzeugen konnte, bekam zudem eine Jahreskarte für die Yorck-Kinos.

Nach diesem vielfältigen Programm darf gespannt darauf gewartet werden, was sich die Universität für den nächsten Ernst-Reuter-Tag einfallen lässt. 2018 feiert die Freie Universität ihren 70. Geburtstag – aus diesem Anlass soll es verschiedene Veranstaltungen und Projekten geben. Den Auftakt macht die Aktion „Gesichter der Freien Universität“, an der sich schon jetzt alle Studierenden, Beschäftigten und Alumni der Freien Universität beteiligen können.