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„Hunger ist für uns heute etwas Abstraktes“

15. Juli: Zeitzeuginnen berichten beim „Erzählpicknick“ im Botanischen Garten über die Nahrungssituation in der Nachkriegszeit / Anmeldung bis 11. Juli

06.07.2017

Hungrig oder satt? Bei einem Picknick im Botanischen Garten erzählen Zeitzeuginnen, wie sie die Hungerjahre der Nachkriegszeit erlebt haben.

Hungrig oder satt? Bei einem Picknick im Botanischen Garten erzählen Zeitzeuginnen, wie sie die Hungerjahre der Nachkriegszeit erlebt haben.
Bildquelle: Co-creation-Team BicPicnic

„Es gab nicht viel, und das, was es gab, hat nicht geschmeckt.“ Vier Frauen, die das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben, erinnern sich im Gespräch mit Interessierten daran, wie sie die Hungerjahre der Nachkriegszeit erlebt haben. Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit Essen im Überfluss und ihrer Einstellung zur Ernährung. Das „Erzählpicknick“ findet im Botanischen Garten der Freien Universität statt und wird im Rahmen des EU-Projekts BigPicnic veranstaltet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen dort zur Ernährungssicherheit der Zukunft. Campus.leben sprach mit Projektkoordinatorin Antonia Humm.

Frau Humm, was ist der Hintergrund des Erzählpicknicks?

Die Veranstaltung ist Teil des EU-Projekts BigPicnic, an dem sich der Botanische Garten der Freien Universität Berlin und 14 weitere Gärten in ganz Europa sowie in Uganda beteiligen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie kann die wachsende Menschheit mit ausreichend Nahrung versorgt werden? Wir wollen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für Fragen der Ernährung in der Zukunft wecken und eine Diskussion darüber anregen, wie dieses Thema uns selbst und unsere eigene Gesellschaft betrifft. Im Laufe des Projekts werden wir verschiedene Veranstaltungen dazu anbieten.

Den Anfang macht das „Erzählpicknick“, bei dem wir mit Menschen, die die Nachkriegszeit in Deutschland miterlebt haben, über Nahrungsmittelmangel und -überfluss reden. Wenn wir in den Medien vom Hunger auf der Welt hören, ist das für die allermeisten Menschen in Deutschland heute etwas relativ Abstraktes, weil für sie der Hunger weit weg scheint. Bei uns gibt es Nahrungsmittel, wohin mach schaut. Aber auch in Deutschland gab es eine Zeit des Mangels: die Jahre unmittelbar nach dem Krieg. Die Idee des Erzählpicknicks ist, Menschen, die damals gehungert haben, mit jungen Menschen zusammenzubringen, die eigentlich nur den Überfluss kennen – und beide miteinander ins Gespräch zu bringen.

Wie kam der Kontakt zu den Zeitzeuginnen zustande?

Einige Bewohner eines Seniorenstifts hier in der Nähe sind mit dem Freundeskreis des Botanischen Gartens verbunden. Dort haben wir gefragt, ob jemand Interesse hätte, bei unserem Projekt mitzumachen. Vier Damen haben sich daraufhin sofort gemeldet. Die jüngste ist 79 Jahre alt, die älteste 98. Sie finden es wichtig, mit der jüngeren Generation über das Thema zu sprechen und sind selbst schon gespannt auf das Picknick. Sie haben wirklich interessante Geschichten zu erzählen.

Bei dem Picknick soll es auch typisches Nachkriegsessen geben. Was zum Beispiel?

Wir lassen uns überraschen. Wir wollen auch nur ein typisches Gericht anbieten, denn das wenige, das es damals gab, habe nicht besonders gut geschmeckt, erzählten mir die Frauen in unserem Vorgespräch. Am häufigsten wurde die Kohlrübensuppe genannt, immer mit dem Hinweis: „Glauben Sie nicht, dass das gut war. Die Rüben wurden einfach in Wasser gekocht, meistens nicht einmal mit Salz gewürzt.“ Da es aber ein Picknick sein soll, werden wir auch noch etwas anderes anbieten.

Die Fragen stellte Marina Kosmalla

Weitere Informationen

Zeit und Ort: Samstag, 15. Juli 2017, 16 bis 17.30 Uhr, Botanischer Garten Berlin

Treffpunkt: Botanisches Museum, Königin-Luise-Straße 6-8, 14195 Berlin

Anmeldung: bis zum 11. Juli 2017 an a.humm@bgbm.org

Der Eintritt ist frei. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Personen beschränkt.