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Der „Kleintier-Aufschneider“ tritt ab

Abschiedsvorlesung von Veterinärmediziner Professor Leo Brunnberg

07.12.2016

Leo Brunnberg (li.) mit Jürgen Zentek (re.), Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin.

Leo Brunnberg (li.) mit Jürgen Zentek (re.), Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin.
Bildquelle: Manuel Krane

Brigitte von Rechenberg-Schneidemann lobte Brunnberg auf der Abschiedsvorlesung für sein Engagement.

Brigitte von Rechenberg-Schneidemann lobte Brunnberg auf der Abschiedsvorlesung für sein Engagement.
Bildquelle: Manuel Krane

Leo Brunnberg während seiner Abschiedsvorlesung.

Leo Brunnberg während seiner Abschiedsvorlesung.
Bildquelle: Manuel Krane

Dass Leo Brunnberg ein Typ ist, den man nicht so schnell vergisst, wurde gleich zu Beginn dieses Novembernachmittags klar. „Für mich bist du so etwas wie ein Dinosaurier, eine Spezies, die ausstirbt“, sagte seine ehemalige Kommilitonin, Professorin Brigitte von Rechenberg-Schneidemann, die heute die Musculoskeletal Research Unit an der Uni Zürich leitet, „du bist ein Mensch mit Ecken und Kanten – und das sind letztlich die Menschen, die etwas bewegen.“ So ähnlich sahen das auch die folgenden Gastredner, die an gemeinsame Zeiten mit Leo Brunnberg erinnerten und manche Anekdote zum Besten gaben.

„Wie sie wissen bin ich so ein Kleintier-Aufschneider“, charakterisierte sich Brunnberg in seiner Abschiedsvorlesung selbst und spielte darauf an, dass er in seiner Zeit an der Freien Universität viele Haustiere operiert hat. Als Mensch, dem es um die Sache gehe, wurde Brunnberg von den Gastrednern beschrieben, als jemand, der sich unermüdlich für die ihm anvertrauten Tiere, aber auch für seine Studenten und Doktoranden einsetze, als jemand, der klare Anforderungen habe. Und als jemand, der für die Sache eintrete, manchmal auch energisch, notfalls mit deutlichen Worten. Der aber, wenn es mal gekracht hat, nicht nachtragend sei und danach einfach weiter mache. „Wenn ich jemandem auf die Füße getreten bin, dann liegt das daran, dass ich kein guter Tänzer bin“, sagt Brunnberg.

Leo Brunnberg wurde 1945 im westfälischen Wickede geboren und studierte nach dem Abitur Kunstgeschichte und Tiermedizin parallel. Er schlug sich während der Studienzeit mit verschiedenen Jobs durch, unter anderem als Teppichhändler, wie bei der Abschiedsvorlesung bekannt wurde. Eine Beschäftigung, der er nicht lange nachgegangen sei, nachdem er einem Kunden auf die Frage, ob er denn selbst einen Teppich für 30 000 Mark kaufen würde, ganz offen mit „Natürlich nicht!“ geantwortet hätte. In München studierte Brunnberg Veterinärmedizin, wo er später auch promoviert und habilitiert wurde. Von 1991 bis 1993 war er Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, danach wechselte er an die Freie Universität. Am Fachbereich Veterinärmedizin übernahm er die Professur für Kleintierkrankheiten und 1995 auch die Klinik für kleine Haustiere. Von 2003 bis 2012 war er zudem Dekan seines Fachbereichs. Brunnberg hat im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere mehr als 200 Fachartikel publiziert und im Jahr 2012 für seine Arbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.

Engagement an der Freien Universität

„Sie waren ein hochangesehener Ansprechpartner für Tierhalter in der Stadt“, lobte der Präsident der Freien Universität Peter-André Alt Brunnbergs Engagement. „Als Dekan waren Sie mutig und haben nach vorn geschaut.“ Viele Jahre habe Brunnberg im Akademischen Senat gesessen, wofür ihm eigentlich die „Tapferkeitsmedaille der Freien Universität“ gebühre, wie Alt sagte. Brunnberg selbst kommentierte diese Zeit gewohnt pointiert: „Man glaubt gar nicht, wie viel Zeit man damit verbringen kann, keine Ergebnisse zu erzielen“, sagte er mit Blick auf viele kontroverse Diskussionen im Akademischen Senat.

Die Tätigkeit in der Kleintierklinik habe ihm immer Spaß gemacht. „Ich komme vom Bauernhof, da hat man einfach gearbeitet, das musste man auch, das ist für mich nie eine Last gewesen“, erzählt Brunnberg, „ich kann mich jeden Tag an meiner Arbeit und an der Arbeit anderer erfreuen.“ Auch deshalb hat es mit dem Abschied – Brunnberg ist mittlerweile 71 – etwas länger gedauert. Doch auch für den Ruhestand hat der Tierarzt schon Pläne, betreut weiter Doktoranden und bleibt der Freien Universität als Forscher erhalten. „Meine Familie freut sich darüber sehr, weil sie weiß: Es ändert sich gar nichts“, sagte Brunnberg.