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Grüne Schatzinseln

Im Botanischen Museum der Freien Universität lässt sich in einer Ausstellung die Karibik erkunden

22.06.2016

Fast wie im Film: Typische karibische Strandvegetation mit der Meertraube Coccoloba.

Fast wie im Film: Typische karibische Strandvegetation mit der Meertraube Coccoloba.
Bildquelle: Nils Köster, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin

Extrem Selten: Harpalyce macrocarpa wächst in Zentralkuba an Bachufern auf schwermetallhaltigem Serpentin-Gestein. Seine feuerroten Blüten werden von Kolibris bestäubt.

Extrem Selten: Harpalyce macrocarpa wächst in Zentralkuba an Bachufern auf schwermetallhaltigem Serpentin-Gestein. Seine feuerroten Blüten werden von Kolibris bestäubt.
Bildquelle: Luis Roberto González Torres

Spätestens seit „Fluch der Karibik“ und Captain Jack Sparrow verbinden die meisten mit der Karibik weißen Strand, grüne Palmen und ziemlich viel Rum. Aber nicht erst seit diesem Kino-Kassenschlager sind die Inselgruppen in der karibischen See, die 1492 von Kolumbus entdeckt wurden, Magnet vieler Reiselustiger. Auch heute noch zählen sie zu den Top 10 der Reiseziele deutscher Touristen. Doch welche Inseln bilden eigentlich die Karibik, und wie sieht es dort wirklich aus? Die Ausstellung „Grüne Schatzinseln – Botanische Entdeckungen in der Karibik“ im Botanischen Museum in Berlin-Dahlem zeigt, dass die Karibik vielfältiger ist, als die Klischeebilder vermuten lassen.

Die Ausstellung beginnt interaktiv mit einer Ideen-Pinnwand und einer Selfie-Station, bei der die Besucher mit Sonnenhut ausgerüstet für sich herausfinden können: Was bedeutet  die Karibik für mich? Eine Lesestation führt in die wechselhafte politische Geschichte ein, aber auch in die Entwicklung der einzigartigen Flora der Inseln und Inselgruppen zwischen Florida und dem Golf von Mexiko. Rund 200 Inseln bilden die Karibik; zu den größten zählen Kuba und Jamaica, auch Haiti und die Dominikanische Republik gehören dazu. Kathrin Grotz, Mitarbeiterin des Botanischen Museums und Kuratorin der Ausstellung, möchte die Besucher ermutigen, die Karibik einmal mit ganz anderen Augen zu sehen –  nämlich mit denen eines Botanikers. Durch die „grüne Brille" lasse sich viel entdecken.

Fantastische Flora

Vor allem in ihrer Zusammensetzung ist die Flora der Karibik unverwechselbar. Auf den Inseln finden sich zum Beispiel mehr als 15 Vegetationstypen, wie etwa Mangroven, Teile des Regenwaldes oder Kalk-Riffe. Viele Vogel- und Pflanzenarten sind endemisch – damit werden Arten bezeichnet, die nur auf diesen Inseln entstanden und geblieben sind. Die Inseln verfügen über reiche Bodenschätze und ein einzigartiges Klima. Seitdem Menschen dort siedeln – also auch schon vor der „Entdeckung“ durch die Europäer –, bestimmt der Nutzpflanzenanbau große Teile der Landschaften. Die Ausstellung geht auch auf die Exportschlager Zuckerrohr und Zigarren ein und zeigt, dass der Wirtschaftsboom der Inselregion durch Sklaverei befeuert wurde – eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der karibischen Inseln.

Tagebücher und Herbarien

Auf den Spuren von Entdeckern des 19. Jahrhunderts können die Besucher in Tagebücher und Herbarien von Karibik-Forschern blicken. Unzählige Pflanzen haben Wissenschaftler wie Ignaz Urban und Erik Ekman zusammengetragen und bestimmt – ein reiches Erbe, von denen die Karibikforschung heute noch zehrt. Überraschend: Im Unterschied zu seinem Kollegen Ekman hatte Urban die Karibik nie mit eigenen Augen gesehen. Als sogenannter „armchair botanist“, also „Lehnstuhl-Botaniker“, der sein Heimatland Deutschland nie verließ, trugen andere ihm die Pflanzen zu.

Am Ende der Ausstellung wird die prominenteste aller karibischen Inseln noch einmal genauer betrachtet: Kuba. Wind, Wasser, Erde und Feuer formten die Insel und sind der Grund für ihre botanische Vielfalt. Wie die Elemente im Detail agierten, was Kolumbus auf den Inseln, die er die „westindischen“ nannte, noch entdeckte und welche Abenteuer die Forscher des Botanischen Institutes heutzutage erleben – das alles zeigt die Ausstellung.

Weitere Informationen

Grüne Schatzinseln. Botanische Entdeckungen in der Karibik

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Februar 2017 im Botanischen Garten der Freien Universität zu sehen. Der Ausstellungspfad führt durch die Räume des Botanischen Museums und kann durch eine Tour speziell für Karibikpflanzen im Botanischen Garten ergänzt werden.