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Forschen, erfinden, profitieren

Referentin für Patent- und Lizenzangelegenheiten Claudia Keil-Dieckmann war zu Gast bei Kollegen an der New York University

11.05.2015

Forschen und erfinden im Big Apple: Die New York University verbucht die höchsten Lizenzeinnahmen von Universitäten in den Vereinigten Staaten.

Forschen und erfinden im Big Apple: Die New York University verbucht die höchsten Lizenzeinnahmen von Universitäten in den Vereinigten Staaten.
Bildquelle: Andrea Adam Moore

Claudia Keil-Dieckmann, Referentin für Patent- und Lizenzangelegenheiten an der Freien Universität.

Claudia Keil-Dieckmann, Referentin für Patent- und Lizenzangelegenheiten an der Freien Universität.
Bildquelle: Nora Lessing

Rund zwanzig Erfindungen werden Claudia Keil-Dieckmann und ihren Kollegen pro Jahr vorgelegt und bei entsprechender Eignung zum Patent angemeldet. Die promovierte Biologin berät als Referentin für Patent- und Lizenzangelegenheiten Mitarbeiter und Studierende der Freien Universität. „Mich fasziniert die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft “, sagt Keil-Dieckmann. Kürzlich war sie eine Woche zu Gast im Team für Wissens- und Technologietransfer der New York University. campus.leben sprach mit Claudia Keil-Dieckmann über die Bedeutung von Patenten und ihren Aufenthalt in den USA.

Frau Keil-Dieckmann, inwiefern profitieren Forscherinnen und Forscher von der Patentierung ihrer Erfindungen?

Patente sind wichtig, um Erfindungen zu schützen, sie weiterzuentwickeln und somit eine Verwertung möglich zu machen. Nach meiner Promotion habe ich selbst eine Erfindung mit zum Patent angemeldet – ein gentechnikfreies Verfahren, mit dessen Hilfe Bakterien und Pilze für die Lebensmittelindustrie verbessert werden können. Wer über ein Patent verfügt, ist motiviert, sein Projekt voranzutreiben, kann eine zusätzliche Publikation vorweisen und hat es zudem leichter bei der Bewilligung von öffentlichen Fördergeldern – und auch bei der Anbahnung von industriefinanzierten Forschungsprojekten. Seit 2002 sind Arbeitnehmer an Hochschulen in Deutschland verpflichtet, ihre Erfindungen zunächst ihrem Arbeitgeber anzubieten. Das bietet den enormen Vorteil, dass der Arbeitgeber das unternehmerische Risiko trägt und die Kosten der Patentierung übernimmt. Wichtig hierbei ist, dass die Erfindung erst im Anschluss an eine Patentanmeldung publiziert wird „patent first – publish later“. Wenn eine Erfindung Erfolg hat, erhalten die Erfinder dreißig Prozent der Verwertungserlöse.

Wie kam es zu Ihrem Besuch beim Wissens- und Technologietransfer-Team der New York University (NYU)?

Ich war von einer amerikanischen Kollegin eingeladen worden, mir einmal die Arbeitsweise vor Ort anzusehen. Mit Unterstützung des Center for International Cooperation der Freien Universität Berlin wurde die Reise dann im März realisiert. Es zeugt von großem Vertrauen, dass die New Yorker Kollegen mich an den internen Prozessen teilhaben ließen, denn viele Informationen in Hinblick auf zu beantragende Patente sind hochsensibel.

Welche Erkenntnisse haben sie dort gewonnen und wie lassen sich diese auf die Arbeit an der Freien Universität übertragen?

Die NYU verbucht die höchsten Lizenzeinnahmen von Universitäten in den Vereinigten Staaten. Natürlich ist nicht alles eins zu eins übertragbar – allein schon deshalb, weil es sich bei der NYU um eine spendenfinanzierte private Universität handelt. Mich hat sehr beeindruckt, dass die Forscher von Anfang an begleitet und unterstützt werden – von Finanzierungsanträgen bis hin zur Anmeldung und Verwertung des Patentes. Ideen aus der Forschung werden gezielt weiterentwickelt, unter anderem mit Geldern aus Lizenzeinnahmen. Zudem stellt man Wissenschaftlern externe, industrieerfahrene Experten zur Seite, die sie beraten und bei der Beantragung von Fördergeldern für anwendungsorientierte Forschungsprojekte helfen. Der Fokus liegt dabei immer ganz klar auf potenziellen wirtschaftlichen Erfolgen. Beeindruckt hat mich zudem das positive Selbstverständnis der Universität in Vertragsverhandlungen mit potenziellen Lizenznehmern. Unser langfristiges Ziel an der Freien Universität ist es, größere Verwertungserlöse zu erzielen und diese der Forschung wieder zugutekommen zu lassen. Insgesamt denke ich, dass wir mit der derzeitigen Entwicklung des Patent- und Lizenzservice bereits auf einem sehr guten Weg sind.

– Die Fragen stellte Nora Lessing