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Mut in schwierigen Situationen und Engagement zeigen

Am Ernst-Reuter-Tag feierte die Freie Universität ihr Gründungsjubiläum / Preise für herausragende Dissertationen und Betreuer verliehen sowie Vergabe von Deutschlandstipendien

09.12.2015

Der Chor „Unität“ unter der Leitung von Sven Ratzel sorgte für einen stimmungsvollen Auftakt.

Der Chor „Unität“ unter der Leitung von Sven Ratzel sorgte für einen stimmungsvollen Auftakt.
Bildquelle: Regina Sablotny

Der Präsident der Freien Universität Professor Peter-André Alt begrüßt die Gäste beim Ernst-Reuter-Tag.

Der Präsident der Freien Universität Professor Peter-André Alt begrüßt die Gäste beim Ernst-Reuter-Tag.
Bildquelle: Regina Sablotny

Die Professoren Georg Schreyögg und Anne Eusterschulte haben den „Award for Excellent Supervision“ der Dahlem Research School erhalten.

Die Professoren Georg Schreyögg und Anne Eusterschulte haben den „Award for Excellent Supervision“ der Dahlem Research School erhalten.
Bildquelle: Regina Sablotny

FU-Präsident Peter-André Alt (li.) und Walter Rasch (re.), Vorsitzender der Ernst-Reuter-Gesellschaft, mit den Ernst-Reuter-Preisträgern Jana Janssen, Daria Antonenko, Christian Gogolin, Stephan Hauer und Joanna Olchawa.

FU-Präsident Peter-André Alt (li.) und Walter Rasch (re.), Vorsitzender der Ernst-Reuter-Gesellschaft, mit den Ernst-Reuter-Preisträgern Jana Janssen, Daria Antonenko, Christian Gogolin, Stephan Hauer und Joanna Olchawa.
Bildquelle: Regina Sablotny

Im Anschluss an den Festakt gab es im Henry-Ford-Bau einen Empfang.

Im Anschluss an den Festakt gab es im Henry-Ford-Bau einen Empfang.
Bildquelle: Regina Sablotny

Am 4. Dezember hat die Freie Universität ihr 67-jähriges Bestehen gefeiert. Das Jubiläum wird traditionell mit dem Ernst-Reuter-Tag begangen. Im Rahmen des Festakts im Henry-Ford-Bau wurden die Ernst-Reuter-Preise für herausragende Dissertationen verliehen, in diesem Jahr an fünf Absolventen der Freien Universität. Außerdem wurden eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler für die gute Betreuung von Doktoranden mit dem „Award for Excellent Supervision“ ausgezeichnet. Auch das Deutschlandstipendium feierte Jubiläum: Im seinem fünften Jahr wurden 95 neue Stipendiatinnen und Stipendiaten begrüßt.

Der Präsident der Freien Universität, Professor Peter-André Alt, erinnerte in seiner Rede an wichtige Ereignisse an der Universität im vergangenen Jahr. Ein Meilenstein sei die Eröffnung des neuen Gebäudes für die „Kleinen Fächer“ gewesen, sagte Alt: „Das ist ein großartiger Bau geworden.“ Er erinnerte an den Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Oktober, der im bestens besetzten Max-Kade-Auditorium eine Rede anlässlich des 70. Gründungsjubiläums der Vereinten Nationen gehalten und mit Studierenden diskutiert hatte. Ein weiterer Meilenstein in diesem Jahr: Das zu Beginn des Wintersemesters gestartete Programm „Welcome@FUBerlin“. Es soll Flüchtlingen durch Deutsch-, Informations- und landeskundliche Kurse den Zugang zum Studium in Deutschland erleichtern. Der Erfolg der Freien Universität zeige sich aber nicht nur an neuen Bauten oder Programmen, sagte Alt, er sei auch messbar: „Wir sind in den großen internationalen Rankings stetig gestiegen und haben erneut mehr Drittmittel eingeworben.“

Ernst-Reuter-Preise für herausragende Dissertationen

Im Rahmen des Ernst-Reuter-Tages werden jedes Jahr vier herausragende Dissertationen mit dem Ernst-Reuter-Preis ausgezeichnet, in diesem Jahr waren es wegen der vielen guten eingereichten Arbeiten sogar fünf. Die Kunsthistorik-Absolventin Joanna Olchawa wurde für ihre Arbeit über die Bedeutung von Aquamanilien im 12. und 13. Jahrhundert geehrt. Aquamanilien sind Gießgefäße, die im Mittelalter in Kirchen und bei Zeremonien weltlicher Herrscher für die Handwaschung verwendet wurden. Dabei sind die Gefäße in ihrer Form Tieren und phantastischen Kreaturen nachempfunden. Olchawa hat die Bedeutung dieser Gefäße herausgearbeitet. „Ich bin stolz darauf, dass mit meiner Dissertation eine mediävistische Arbeit ausgezeichnet worden ist, obwohl die Mittelalterforschung insgesamt an Bedeutung verliert.“

Stephan Hauer hat in seiner Dissertation am Fachbereich Rechtswissenschaft untersucht, inwieweit bei Fragen zum Haftungsrecht und Haftungsumfang in Schadensfällen die Existenz einer Haftpflichtversicherung beim Schädiger relevant ist. „Stephan Hauer hat rechtwissenschaftliche Pionierarbeit par excellence geleistet“, würdigte Gunter Gebauer von der Ernst-Reuter-Preiskommission die Arbeit. Der emeritierte Sportphilosoph der Freien Universität hielt die Laudatio auf die fünf Preisträger.

Daria Antonenko hat ihre Promotion an der Charité zum Thema „Neuronale Korrelate von Sprachprozessen im jungen und gesund alternden Gehirn“ verfasst. Dabei hat sie mithilfe von Hirnscans im Magnetresonanztomografen untersucht, wie sich im Zuge des Alterungsprozesses Sprachverständnis und Sprachproduktion beim Menschen verändern.

Der Physiker Christian Gogolin hat in seiner Arbeit mit dem Titel „Equilibration and thermolization in quantum systems“ untersucht, inwieweit sich der Übergang von festen zu flüssigen Aggregatzuständen mithilfe der Quantenmechanik verstehen lässt.

Jana Janssen hat sich in ihrer veterinärmedizinischen Dissertation am Beispiel des Pferdespulwurms mit der Frage auseinandergesetzt, inwiefern bestimmte Proteine durch vermehrtes Auftreten und Strukturveränderungen eine antiparasitäre Bekämpfung verhindern. Joanna Olchawa bedankte sich im Namen aller Preisträger: „Diese Auszeichnung ist nicht nur eine große Ehre, sie stärkt auch unser historisches Bewusstsein, im Sinne Ernst Reuters Mut in den schwierigsten Situationen zu zeigen und sich zu engagieren.“

Preise für herausragende Doktoranden-Betreuung

Ebenfalls am Ernst-Reuter-Tag wurde der „Award for Excellent Supervision“ der Dahlem Research School verliehen. Der Preis zeichnet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für deren herausragende Betreuung von Promotionsprojekten aus. Preisträger sind in diesem Jahr die Philosophieprofessorin Anne Eusterschulte von der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und Betriebswirtschaftslehre-Professor Georg Schreyögg vom im vergangenen Jahr beendeten Graduiertenkolleg „Research on Organisational Paths“. Schreyögg sei ein Doktorvater, der „sich unermüdlich für seine Doktoranden einsetzt“, sagte Markus Edler von der Dahlem Research School in seiner Laudatio. Anne Eusterschulte, die vor ihrem Philosophiestudium bereits Kunst studiert hat, sei ein Beispiel dafür, „dass man vieles im Leben ausprobieren sollte und dabei immer das tun kann, was einen interessiert“.

95 neue Deutschlandstipendiaten

Im Zusammenhang mit der Feier zum Ernst-Reuter-Tag wurden 95 neue Deutschlandstipendiaten begrüßt. Das 2011 von der Bundesregierung eingeführte Stipendium fördert Studierende mit herausragenden fachlichen Leistungen und hohem gesellschaftlichem Engagement finanziell und ideell. Die Veterinärmedizinerin Jessica Magenwirth gehörte 2011 zu den ersten Deutschlandstipendiaten an der Freien Universität. Sie konnte dank des Stipendiums nach Ruanda, Uganda und in den Kongo reisen, wo sie in der Organisation „Gorilla Doctors“ in Tierauffangstationen mitgearbeitet und geforscht hat. „Die Freie Universität hat von Anfang an sehr viel Wert auf die individuelle Förderung der Stipendiaten gelegt“, sagte Jessica Magenwirth.

Der musikalische Rahmen der Veranstaltung wurde vom Chor „Unität“ unter der Leitung von Sven Ratzel gestaltet. Mit Songs von Coldplay und Eurythmics sorgten die Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit dem Pianisten Daniel Markovski für einen stimmungsvollen Auftakt – und am Ende der Veranstaltung mit der „Bohemian Rapsody“ für einen schwungvollen Übergang zum anschließenden Empfang.