Mit Pauken und Trompeten das Semester verabschieden
Semesterabschlusskonzert des Collegium Musicum in der Philharmonie Berlin war so gut wie ausverkauft
10.02.2015
Die Besucher auf den Rängen der Philharmonie Berlin sind an diesem Abend bunt gemischt: Zwischen Stammgästen stechen immer wieder Gruppen junger Menschen hervor. Teilweise scheinen ganze Wohngemeinschaften gekommen zu sein, um ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen auf der Bühne in der Mitte des Saales zu sehen und zu hören. Heute musizieren rund 280 Studentinnen und Studenten der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin gemeinsam im Großen Chor und im Sinfonieorchester des Collegium Musicum. Unter der Leitung von Dirigentin Donka Miteva verabschieden sie das Wintersemester 2014/15 mit Stücken von Brahms, Kodály und Whitacre.
Mit einem lauten und einnehmenden Auftakt eröffnet das Sinfonieorchester den Abend. Gespielt wird Johannes Brahms‘ 2. Sinfonie in D-Dur, die als die „heiter-unbeschwerte“ bekannt ist. Diese Stimmungslage bestimmt die vier Sätze: Die Musiker bringen mit ihren Instrumenten eine Abfolge von mal leisen, mal gewaltigen Klängen hervor. Das Publikum belohnt das mit kräftigem Applaus. Während des Beifalls ruft Dirigentin Donka Miteva mit einer Handbewegung einzelne Orchestermitglieder auf, die durch solistische Leistungen besonders hervorgetreten sind.
Aus seriös wirkenden Musikern in Abendgarderobe werden in der Pause wieder gewöhnliche Studierende: Umringt von Kommilitonen, Eltern und Freunden tauschen die Hauptpersonen des Abends Anekdoten aus und lassen sich fotografieren, bevor sie wieder zu ihren Plätzen auf der Bühne zurückkehren.
Etwa 400 Mitglieder zählen die insgesamt fünf Ensembles des Collegium Musicum derzeit: Studentinnen und Studenten aller Fachrichtungen von Freier Universität und Technischer Universität, die sich in ihrer Freizeit der Musik widmen. Immer zum Semesterende werden die geprobten Programme in öffentlichen Auftritten vorgestellt – neben der Philharmonie auch an verschiedenen kleineren Orten wie Kirchen oder – im Falle der Uni Bigband – einem Jazz-Club.
Ein musikalisches Naturschauspiel
Nach der Pause spielt der Große Chor die Hauptrolle: Bei „Cloudburst“, einem Werk des bekannten US-amerikanischen Komponisten und Dirigenten Eric Whitacre ist zunächst ein wildes Stimmendurcheinander zu hören, das sich jedoch als geplantes Chaos herausstellt, als alle Stimmen zu einem glasklaren „Aah“ zusammenfinden. Die Überraschung folgt jedoch erst noch: Die Sängerinnen und Sänger legen in einer gemeinsamen Bewegung ihre Notenblätter zur Seite und – einige nun mit Glocken in den Händen – heben die Arme über den Kopf und läuten die Glocken oder schlagen ihre Hände zusammen.
Für die Zuschauer ergibt sich so ein faszinierendes Bild, begleitet von einer ebenso ungewöhnlichen Klangkulisse: Die Chormitglieder klatschen schnell und rhythmisch, schnipsen mit ihren Fingern oder lassen die Glocken ertönen, untermalt von Großer Trommel, Becken, Donnerblech und immer wieder Gesang. Das erweckt beim Zuhörer den Eindruck, er erlebe hautnah ein Gewitter mit kräftigem Regenguss. Es wirkt, als zöge der Sturm allmählich weiter und als ließe der Regen nach. Am Ende schnalzen nur noch wenige Chormitglieder mit ihren Fingern und erzeugen das Geräusch von platschenden Regentropfen, bis sie es schließlich ganz verstummen lassen.
Als letztes präsentieren Chor und Orchester – unterstützt von vier Solisten – ein recht unbekanntes Stück: das „Te Deum“ von Zoltán Kodály. Der bedeutende ungarische Komponist widmete sich auch grundlegenden Fragen der Musiktheorie und -pädagogik. Mit einem seiner Schüler entwickelte er eine Methode für den Musikunterricht, bei der die gesungene Erfahrung im Mittelpunkt steht.
Mit minutenlangem Applaus würdigt das Publikum im Anschluss an das Konzert das Talent der jungen Musiker. Diese verbeugen sich immer wieder und lächeln zufrieden. Und wieder vollzieht sich eine Wandlung – und aus Sängern und Orchestermusikern werden wieder Studierende.