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Vor der Wahl am 21. Juli

Drei Kandidaten für die Ämter der weiteren Vizepräsidenten vorgeschlagen

10.06.2010

Der Henry-Ford-Bau der Freien Universität, Tagungsstätte des Akademischen Senats

Der Henry-Ford-Bau der Freien Universität, Tagungsstätte des Akademischen Senats
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Brigitta Schütt ist Professorin für Physische Geografie.

Brigitta Schütt ist Professorin für Physische Geografie.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professor Michael Bongardt, Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik

Professor Michael Bongardt, Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professor Werner Väth leitet die Arbeitsstelle Politik und Technik.

Professor Werner Väth leitet die Arbeitsstelle Politik und Technik.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Nachdem Professor Peter-André Alt als Präsident und Professorin Monika Schäfer-Korting als Erste Vizepräsidentin ihre Ämter angetreten haben, läuft nun das Verfahren zur Wahl der weiteren Vizepräsidenten. Drei Kandidaten haben sich im Erweiterten Akademischen Senat vorgestellt und sind für die Wahl vorgeschlagen worden: Brigitta Schütt, Professorin für Physische Geografie, Michael Bongardt, Professor und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Vergleichende Ethik, und Professor Werner Väth, Leiter der Arbeitsstelle Politik und Technik und Beauftragter für Internationale Studienprogramme. Nachfolgend lesen Sie die Lebensläufe der Kandidaten und deren Ziele, für die sie im Falle ihrer Wahl eintreten würden. Die Wahl findet am 21. Juli 2010 statt.

Professorin Dr. Brigitta Schütt, geboren 1963 in Rees, Niederrhein. Studierte 1982 bis 1988 Geografie, Geologie und Soziologie an der Universität Würzburg. Sie beendete ihr Studium mit einem Geografie-Diplom 1988. 1993 promovierte Schütt an der RWTH Aachen, 1997 war sie Visiting Professor an der University of Manitoba, Kanada, 1998 erfolgte die Habilitation an der Universität Trier. 2002 Vertretung der Professur für Physische Geografie an der Universität Bonn, im Oktober 2002 erfolgte der Ruf auf die Professur für Physische Geografie (C4) an der Freien Universität Berlin.

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Analyse aktueller und (vor-)geschichtlicher Mensch-Umwelt-Beziehungen. Ziel der Rekonstruktion von Paläoumwelten ist die Rekonstruktion des Lebensraumes früher Kulturen, die Bewertung von Standortbedingungen und die Bewertung des Einflusses der Siedlungstätigkeit auf Landschaftshaushalt und geomorphologisches Prozessgefüge. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der anwendungsorientierten Forschung zur Bodenerosion und zum Watershed-Management. Die regionalen Schwerpunkte dieser Arbeiten liegen im Altweltlichen Trockengürtel (Mittelmeerraum, Nord- und Ostafrika, Zentral- und Ost-Asien).

Von 2000 bis 2006 war Schütt Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Verbandes der Geografen an Deutschen Hochschulen (VGDH) und von 2005 bis 2008 Mitglied der DFG-Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung. Seit 2004 ist sie Mitglied der DAAD-Auswahlkommission für Universitäts-Außengründungen und seit 2008 Mitglied des DFG Gutachterausschusses im SPP 1006 International Continental Drilling Programme.

Ziele: Von guter Forschung wird erwartet, dass ihre Ergebnisse an den wissenschaftlichen Nachwuchs weitergegeben werden und somit die wesentliche Voraussetzung einer hochwertigen Ausbildung darstellen. Gleichzeitig ist gute Forschung von Nachwuchs abhängig, denn der Nachwuchs ist frei von disziplinären Vorurteilen, hinterfragt Forschungsansätze und Forschungsergebnisse kritisch, identifiziert über unkonventionelles Denken Schwachpunkte und weist Lösungswege auf.

Als Naturwissenschaftlerin kenne ich die Notwendigkeit einer starken disziplinären Entwicklung, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Als Geografin, und somit Vertreterin eines klassischen Brückenfaches, kenne ich die Herausforderungen einer über die traditionellen Fächergrenzen hinausgehenden Forschung, die interdisziplinäre Wege öffnet.

Für mich gehört zu den Aufgaben und Chancen einer forschungsstarken Universität somit die konsequente Verzahnung von Forschung und Lehre, die durch eine lebendige Drittmittelforschung stets aktuelle Forschungsthemen in die Ausbildung  integriert. Dies beinhaltet neben der etabliert starken inter- und außeruniversitären Netzwerkbildung eine intensive inneruniversitäre Netzwerkbildung.

Disziplinenübergreifende Forschungsarbeit stößt dabei allerdings oft auf definitorische Schwierigkeiten, die eine inhaltliche Kooperation beeinträchtigen. Um aber gerade diesen neuen, interdisziplinären Anforderungen an eine moderne Wissenschaft auch künftig gerecht werden zu können, sollte disziplinenübergreifendes Denken und Arbeiten bereits in der Graduiertenausbildung trainiert werden.

Ich verstehe Forschung und Lehre als Einheit, weshalb auch für mich im Falle meiner Wahl als für den Bereich der Forschung verantwortlichen Vizepräsidentin in den kommenden Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem künftigen Vizepräsidenten für Lehre selbstverständlich sein wird.

 

Prof. Dr. Michael Bongardt, geboren 1959 in Bonn, studierte katholische Theologie in Bonn, München und Münster. Nach dem Diplomabschluss arbeitete er von 1983 bis 1989 in verschiedenen Kirchengemeinden in Köln und Umgebung, seit 1985 als Priester. Ab 1989 war er an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster tätig. 1993 Promotion, 1998 Habilitation. Von 1998–2000 leitete er das Ökumenische Studienjahr an der Dormition Abbey in Jerusalem, ein vom DAAD finanziertes einjähriges Auslandsprogramm für deutschsprachige Studierende der Theologie. Im Jahr 2000 nahm er den Ruf auf die Professur für Systematische Theologie/Dogmatik an der Freien Universität Berlin an. Nach dem Ausscheiden aus dem Priesteramt in 2003 wechselte er an das neu gegründete und seitdem von ihm geleitete Institut für Vergleichende Ethik. Hier ist er für das von ihm aufgebaute Studienangebot für künftige Ethiklehrerinnen und -lehrer verantwortlich. Von 2003 bis 2005 war er Studiendekan, von 2005 bis 2007 Dekan am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften. Er ist dort langjähriges Mitglied des Fachbereichrats, war von 2007 bis 2009 Mitglied des Akademischen Senats und gehört seit 2009 dem Erweiterten Akademischen Senat an.

Seine Forschungsgebiete liegen im Grenzbereich von Philosophie, Theologie und Kulturwissenschaften. Er publizierte Monographien und zahlreiche Beiträge zur Philosophie Sören Kierkegaards und Ernst Cassirers. Als Mitherausgeber ist er an der Edition der Werke des Philosophen Hans Jonas beteiligt. Andere Schwerpunkte seiner Arbeit sind Fragen des interreligiösen und interkulturellen Dialogs, die Transformation von Religionen unter den Bedingungen der Säkularisierung sowie Grundlagenprobleme der philosophischen Ethik. In diesen Arbeitsbereich fällt auch seine Beteiligung an der Graduate School Muslim Cultures and Societies, deren stellvertretender Direktor er ist.

Ziele: Nicht nur die jüngsten Studierendenproteste haben gezeigt, was im Bereich „Studium und Lehre“ ganz oben auf der Agenda zu stehen hat: Die „Reform der Reform“. Die Bachelor- und Masterstudiengänge haben bisher manches, aber bei weitem noch nicht alles eingelöst, was man sich von ihnen versprach. Nun müssen wir Wege finden, Prüfungslasten abzubauen, Freiräume für selbstbestimmtes Studieren zu öffnen und als Universität den so unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen der Studierenden gerecht zu werden.

Doch es geht nicht nur um verbesserte Studienordnungen: Wir brauchen deutlich mehr Lehrkapazitäten, um gut lehren und lernen zu können. Dazu gehört auch die Nutzung all der Formen von Information und Kommunikation, die uns in unserer „vernetzten“ Welt offenstehen. Wir brauchen Möglichkeiten, das Studium zu finanzieren, die den heutigen Lebensentwürfen von Studierenden entsprechen. Wir brauchen in allen Fächern eine gute Verbindung von Lehre und Forschung und ebenso eine Kooperation mit Universitäten im In- und Ausland.

Es ist wichtig, unser oft schon gutes Studienangebot noch besser zu machen. Deshalb möchte ich die viel gescholtene „Systemakkreditierung“ nutzen, uns Ziele zu setzen und ihre Erreichung zu überprüfen.

Erfolgreich können wir diese Wege nur gemeinsam gehen. Mir ist es wichtig, dass über Studium und Lehre an der Freien Universität Studierende und Lehrende nicht nur miteinander beraten. Auch an Entscheidungsprozessen sollten die beteiligt sein, die von ihnen betroffen sind.

 

Prof. Dr. Werner Väth, geboren 1945, aufgewachsen in Aschaffenburg, studierte Staatswissenschaften und Politische Wissenschaft an der Universität Wien und an der Freien Universität Berlin, Diplom 1969. Anschließend war er zunächst Wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann Wissenschaftlicher Assistent bei Frieder Naschold an der Universität Konstanz, wo er an Projekten zur Regierungs- und Verwaltungsreform mitarbeitete und 1976 promovierte. Daneben war er an der Konzeption und Entwicklung des verwaltungswissenschaftlichen Studiengangs beteiligt. 1978 und 1980 hatte er eine Vertretungsprofessur am Otto-Suhr-Institut inne, 1981 erhielt er den Ruf auf die Professur Ökonomische Grundlagen der Politik.

Wissenschaftliche Schwerpunkte waren Kommunal- und Regionalpolitik, dann insbesondere Forschungs- und Technologiepolitik sowie nationale und internationale industrielle Krisenregulierung. Er arbeitete mit dem European University Institute in Florenz zusammen und pflegte Vortragstätigkeiten, u. a. in Korea, Peru und der Türkei.

1988/89 war er Prodekan und Dekan des Fachbereichs Politische Wissenschaft, von 1990 bis 1999 Vizepräsident der Freien Universität. Seine Zuständigkeiten waren zunächst Berufungen und Berufungsangelegenheiten, dann die Sozial- und Geisteswissenschaften, Zentralinstitute, Studierendenschaft sowie Frauenforschung und –förderung. Er arbeitete in der Landeshochschulstrukturkommission und an den FU-Strukturplänen mit. Von 2003 bis 2007 war er erneut als Vizepräsident Mitglied des Präsidiums der Freien Universität. .In dieser Amtszeit war er Vorsitzender der AG der Vizepräsidenten für Studium und Lehre der Berliner Universitäten, betreute die Anträge der Sozialwissenschaften für Exzellenzcluster und Graduate Schools und war im Vorstand von ASSIST. Im Bereich Internationales ist er u. a. Mitglied des Beirats der University for National and World Economy Sofia sowie in der UNICA bei der Konzeption von Joint Degrees tätig.

Ziele: Im Bereich Internationales gilt es, den Erfolg der Freien Universität als Internationale Netzwerkuniversität zu erhalten und auszubauen. Hierfür ist es von zentraler Bedeutung, dass die internationalen Aktivitäten nicht nur breit kommuniziert, sondern in den Fachbereichen und Fächern verankert werden. Während in den letzten Jahren vor allem in administrative Strukturen investiert wurde, geht es nun um die Stärkung der internationalen Arbeit in den Fachbereichen.

Wichtige Elemente einer solchen Strategie sind die Einrichtung von International Offices an den Fachbereichen und die Förderung der Studierendenmobilität. Die Fachbereiche sollen in die Lage versetzt werden, über unterschiedlichste Programme und Aktivitäten – vom Direktaustauschprogramm über Dual-Degree Programme bis hin zur Vergabe von Stipendien und Exkursionsmitteln – die Mobilität ihrer Studierenden zu fördern. Gerade wurde mit guten Erfolgsaussichten beim DAAD ein Antrag gestellt, solche Aktivitäten zu fördern.

Die Geisteswissenschaften – große und kleine Fächer – waren im letzten Exzellenzwettbewerb so erfolgreich, dass es in erster Linie darum gehen wird, die internationale Spitzenstellung zu sichern.

Die Sozialwissenschaften sind weiterhin davon geprägt, dass es sich um Massenfächer mit einer hohen Lehrbelastung handelt. Die Vorbereitungen für die nächste Exzellenzrunde sind so zu gestalten, dass sie entweder erfolgreich aus dem Wettbewerb hervorgehen oder auch ohne einen solchen Erfolg eine zukunftsträchtige Entwicklung in Lehre und Forschung gewährleisten können.

Ein besonderes Aushängeschild der Freien Universität – sowohl im nationalen wie im internationalen Kontext – waren schon immer die Area Studies. Sie haben sich in den letzten Jahren ganz herausragend entwickelt und müssen auch weiterhin als ein Kernbestandteil der International Network University besonders gepflegt werden.