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„Die Freie Universität ist bestens aufgestellt“

Nach der Wahl der Universität Hamburg: Professor Dieter Lenzen im Gespräch mit campus.leben

25.11.2009

Professor Dieter Lenzen ist seit 2003 Präsident der Freien Universität Berlin

Professor Dieter Lenzen ist seit 2003 Präsident der Freien Universität Berlin
Bildquelle: David Ausserhofer

Die Nachricht ging durch alle Medien: Am Freitag haben der Hochschulrat und der Akademische Senat der Universität Hamburg Professor Dieter Lenzen zum neuen Präsidenten der Universität Hamburg gewählt. Lenzen, der seit 2003 Präsident der Freien Universität Berlin ist, hat sich bisher noch nicht entschieden, ob er das neue Amt in Hamburg antritt. Campus.leben hat ihn zu einem möglichen Wechsel, seinen Motiven und über die Freie Universität befragt.

Herr Professor Lenzen, die Nachricht von Ihrem möglichen Wechsel nach Hamburg kam für die Freie Universität völlig unerwartet. Was zieht Sie nach Hamburg?

Die Universität Hamburg ist heute in der gleichen Situation, in der sich die Freie Universität vor zehn Jahren befunden hat. Sie krankt an ihrem schlechten Image. Ich sehe den Versuch, die Universität aus dieser Lage heraus zu bringen, als eine reizvolle Herausforderung an.

In Berlin haben Sie das geschafft. Die Freie Universität hat den Exzellenzstatus bekommen, seit Kurzem zählt sie sogar zu den Top 100 der Welt. Viele befürchten, dass die Universität geschwächt werden könnte, wenn Sie gehen sollten.

Diese Sorge ist unbegründet. Die Freie Universität ist bestens aufgestellt für die nächste Runde der Exzellenzinitiative. Das Zukunftskonzept als Internationale Netzwerkuniversität trägt, und die Cluster und Graduiertenschulen leisten hervorragende Arbeit. Ich sehe die weitere erfolgreiche Entwicklung der Freien Universität nicht in Gefahr.

Wann wird sich entscheiden, ob Sie die Wahl in Hamburg annehmen?

Ich werde mich entscheiden, wenn die Gespräche mit dem Hamburger Senat abgeschlossen sind. Und ich habe die feste Absicht, eine zeitnahe Entscheidung zu fällen. Schnelle Klarheit ist wichtig, für beide Universitäten.

Viele Angehörige der Universität sind enttäuscht, dass sie von den Entwicklungen aus der Zeitung erfahren haben. Werden Sie Ihre Entscheidung auch den Mitarbeitern der Hochschule gegenüber begründen?

Sofern meine Entscheidung feststeht, werde ich alle Mitarbeiter der Universität in einem Brief darüber unterrichten. Ich bitte um Verständnis, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine offizielle Stellungnahme abgeben kann und möchte.

Sie gehören der Freien Universität seit mehr als 30 Jahren an, davon waren Sie vier Jahre Vizepräsident und mehr als sechs Jahre Präsident. Sind Sie Berlin und die Freie Universität leid?

Nein, ich habe mich in Berlin und auch an der Freien Universität immer sehr wohl gefühlt. Die Hochschule ist mir ein Stück zur Heimat geworden. Deshalb würde ich auch nicht mit schlechten Gefühlen gehen. Hamburg und Berlin sind ja auch nicht so weit entfernt.

Welche Rolle hat die Politik des Berliner Senats bei Ihrer Entscheidung für die Kandidatur in Berlin gespielt?

In den mehr als 30 Jahren hier in Berlin habe ich wechselnde Regierungen und Senatoren erlebt. Da wundert einen eigentlich nichts mehr. Aber die Berliner Wissenschaftspolitik macht es einem nicht gerade schwer zu gehen.