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Kaiserlicher Besuch an der Freien Universität Berlin

Berlin ist wichtiger Wissenschaftsstandort für die Äthiopistik

02.11.2009

Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate von Äthiopien bei seinem Vortrag im Henry-Ford-Bau

Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate von Äthiopien bei seinem Vortrag im Henry-Ford-Bau
Bildquelle: Tomasz Kurianowicz

Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate von Äthiopien hat am 22. Oktober auf Einladung des Seminars für Semitistik und Arabistik einen Vortrag zum Thema „Äthiopien - ein uraltes Kaiserreich zwischen Orient und Okzident“ gehalten.

Den meisten Besuchern war Prinz Asserate als Autor des Bestsellers „Manieren“ und als Adelbert-von-Chamisso-Preisträger des Jahres 2004 bekannt. Das Buch über europäische und deutsche Umgangsformen, das mit dem „Knigge“ von 1788 in eine Reihe gestellt werden kann, zeigt Prinz Asserate als Weltbürger, dem der Brückenschlag zwischen Orient und Okzident gelingt.

In den Henry-Ford-Bau waren neben zahlreichen Studenten und Lehrenden der Freien Universität auch Gäste aus dem Auswärtigen Amt sowie Seine Exzellenz der syrische Botschafter gekommen. Prinz Asserate gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Geschichte seines Heimatlandes, das durch alle drei abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – stark geprägt wurde. Äthiopien ist nicht nur eines der ältesten christlichen Länder der Welt, sondern beheimatet auch die älteste muslimische Gemeinde außerhalb Mekkas. Die jüdische Tradition, die seit über 2000 Jahren in dem Land präsent ist, hinterließ ebenfalls deutliche Spuren in der kulturellen Entwicklung des Landes, wie an vielen Bräuchen und Riten im äthiopischen Christentum heute noch zu sehen ist.

Geboren 1948 in Addis Abeba als Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers, war Asserate einer der ersten Abiturienten an der dortigen deutschen Schule. In Tübingen und Cambridge studierte er Jura, Volkswirtschaft und Geschichte und promovierte 1978 bei dem Ethnologen Eike Haberland in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über äthiopische Geschichte. Durch das kommunistische Regime verlor er einen großen Teil seiner Familie und war gezwungen, in Deutschland zu bleiben, was er in seiner Autobiographie „Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb“ 2007 verarbeitete. Seit 1991, dem Ende der kommunistischen Herrschaft, setzt er sich für die Menschenrechte und für die Außenpolitik seines Landes ein.

Die Äthiopistik beschäftigt sich mit den Sprachen, Literaturen und Kulturen Äthiopiens, Eritreas und dem Horn von Afrika und bildet an der Freien Universität einen Schwerpunkt im Seminar für Semitistik und Arabistik. Vertreten wird die Disziplin durch Professor Rainer Voigt, der sowohl die modernen als auch die klassischen Sprachen dieser Region (Amharisch, Tigrinisch, Tigre, Oromo und Ge’ez) vermittelt. Das Forschungsgebiet, das von Hiob Ludolf (1624-1704) begründet wurde, hat an deutschen Universitäten eine längere Tradition als die Germanistik. Daher treten sowohl Seine Kaiserliche Hoheit als auch Rainer Voigt dafür ein, dass diese Wissenschaftsdisziplin in Deutschland nicht ausstirbt.