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Portal "Zwangsarbeit 1939–1945" für Grimme Online Award nominiert

Online-Archiv der Freien Universität aus 1700 Vorschlägen ausgewählt

14.05.2009

Helena B.-Sz. (dritte von rechts) bei einem Treffen der Überlebenden des KZ Helmbrechts, Lodz, 50er Jahre

Helena B.-Sz. (dritte von rechts) bei einem Treffen der Überlebenden des KZ Helmbrechts, Lodz, 50er Jahre
Bildquelle: Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"

Das Portal "Zwangsarbeit 1939–1945. Erinnerungen und Geschichte" ist für den Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung nominiert worden. Insgesamt waren über 1700 Vorschläge für die Endrunde eingegangen, aus denen 24 Websites ausgewählt wurden. Bis zur Preisverleihung müssen sich die Nominierten noch gedulden, sie findet am 24. Juni in Köln statt. Die Freie Universität zeigt einen Ausschnitt aus dem Video-Interview mit Helena B.-Sz., in dem sie Arbeit und Freundschaft im KZ-Außenlager Helmbrechts / Oberfranken beschreibt.

Die Nominierungskommission lobte den „besonderen Beitrag dazu, die Erinnerung an über zwölf Millionen Menschen, die im nationalsozialistischen Deutschland zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, wach zu halten. Die Login-Pflicht der Seite zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zeugt von der besonderen Verantwortung der Betreiber und stand einer Nominierung nicht im Weg.“ Das Online-Archiv ist ein Kooperationsprojekt der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Historischen Museum. Es öffnet den Zugang für die historisch-politische Bildung zu fast 600 Audio- und Video-Interviews mit Menschen aus 26 Ländern, die während des Nationalsozialismus Zwangsarbeit leisten mussten.

Portal wird weiter ausgebaut und um Web-2.0-Funktionalitäten ergänzt

Professor Nicolas Apostolopoulos, Leiter des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) an der Freien Universität Berlin, wo das Online-Archiv in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich für die Geschichte Ostmitteleuropas von Professorin Gertrud Pickhan entsteht, zeigte sich über die Nominierung erfreut. Auf dem bisher Erreichten will er sich freilich nicht ausruhen. Vielmehr werde das Portal ausgebaut: „Wir werden das Portal um zusätzliches wissenschaftliches Material und um Web-2.0-Funktionalitäten ergänzen und es so zu einem lebendigen Online-Archiv ausbauen.“

„Zwangsarbeit 1939-1945“ wurde bereits seit 2004 von der Stiftung EVZ vorbereitet. 32 Teams internationaler Institutionen zeichneten insgesamt 2000 Bänder mit den Erinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auf und sammelten dazu viele weitere Dokumente wie etwa Fotografien. 2007 schlossensich die Stiftung EVZ, die Freie Universität und das Deutsche Historische Museum zu einer Kooperation zusammen und begannen mit der Digitalisierung, Verschlagwortung, Erschließung und Archivierung des umfangreichen Materials. Seit Januar 2009 steht die Plattform nun online zur Verfügung und wird seitdem fortlaufend weiterentwickelt. Außerdem hat das Deutsche Historische Museum eine Multimedia-Station in die ständige Ausstellung integriert, die beispielhaft die Lebensläufe einzelner Interviewten darstellt, und diese Inhalte auch in sein Webangebot übernommen.