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Hightech für die Brotdose?

Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Freien Universität haben den Wettbewerb „LEDs innovate your home“ initiiert / Einsendeschluss: Sonntag, 31. Mai

08.05.2017

Kaum knopfgroß: UV-Leuchtdioden sind flexibler einsetzbar als herkömmliche UV-Lampen

Kaum knopfgroß: UV-Leuchtdioden sind flexibler einsetzbar als herkömmliche UV-Lampen
Bildquelle: FBH/schurian.com

Kleine Leuchtdioden, die unsichtbares ultraviolettes Licht abgeben: Die sogenannten UV-LEDs werden heute schon erprobt, zum Beispiel in der Krebsbehandlung und der Pflanzenzucht. Nun sind Ideen gefragt, wie die Technologie in privaten Haushalten eingesetzt werden könnte. „LEDs innovate your home“ heißt der Ideenwettbewerb, den das Team um Carsten Dreher, Professor für Innovationsmanagement an der Freien Universität, initiiert hat. Das Team ist an dem Konsortium „Advanced UV for Life“ beteiligt, einem Zusammenschluss aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen, und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Campus.leben sprach mit Andreas Scheel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Ideen- und Produktwerkstatt an der Professur für Innovationsmanagement.

Herr Scheel, was genau sind UV-LEDs?

Das sind LED-Lampen, wie man sie schon jetzt kennt, etwa in der Raumbeleuchtung oder als Scheinwerfer in Autos. Das Besondere an UV-LEDs ist, dass sie nur einen bestimmten Teil des Lichtspektrums abdecken, nämlich ultraviolettes Licht. Das sind sehr kurzwellige, hochenergetische Strahlen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Damit lassen sich viele spannende Sachen machen, die andere LEDs nicht können. Und verglichen mit herkömmlichen UV-Lampen sind sie kleiner, benötigen keine Aufwärmzeit und enthalten kein umweltschädliches Quecksilber.

Andreas Scheel, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Professur für Innovationsmanagement der Freien Universität Berlin, hat den Ideenwettbewerb konzipiert.

Andreas Scheel, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Professur für Innovationsmanagement der Freien Universität Berlin, hat den Ideenwettbewerb konzipiert.
Bildquelle: privat

Welche Rolle kann ein Ideenwettbewerb bei der Entwicklung neuer Produkte spielen?

Die Kreativität einer breiten Öffentlichkeit kann zu Innovationen führen. In dem Konsortium „Advanced UV for Life“ sind viele Forschungsinstitute und Technologiefirmen versammelt, die bereits einige Verwendungen für UV-LEDs ausgelotet haben: etwa zur Desinfektion von Wasser, zur Behandlung von Hautkrebs, oder um aus Pflanzen sogenannte Superfoods zu züchten, also besonders gesunde Lebensmittel. Pflanzen bilden unter erhöhter UV-Strahlung mehr Antioxidantien – was für den Menschen sehr gesund ist, weil dadurch Radikale abgefangen werden.

Was noch fehlt, sind Ideen für praktische Anwendungen im Haushalt. Zwar sind UV-LEDs derzeit teuer in der Produktion. Wenn sie aber günstiger werden, wollen wir vorbereitet sein. Deshalb haben wir den Ideenwettbewerb gestartet. Er soll uns auf neue Ideen bringen und die UV-LEDs der breiten Öffentlichkeit bekannter machen. In der Fachliteratur zählt man solche Wettbewerbe zu den Open-Innovation-Methoden.

Der Ideenwettbewerb läuft schon, gerade ist Halbzeit – welche Ideen sind bisher eingegangen?

Schon knapp 140. Ein Vorschlag ist zum Beispiel ein Stab mit UV-LEDs, den man in vollgeschwitzte Schuhe stecken kann. Da UV-Strahlung Bakterien tötet, nimmt die Geruchsbelastung durch die Schuhe ab. Eine andere Idee ist, die LEDs in Waschmaschinen einzusetzen, damit man nicht mehr so heiß waschen muss: Statt durch Hitze und Chemikalien würden Bakterien durch die UV-Strahlung abgetötet. Das spart Strom, und manche nicht gerade umweltschonende Stoffe in Spülmitteln könnten weggelassen werden. LEDs in Wasserhähnen könnten belastetes Trinkwasser säubern, Brotdosen mit LEDs das Brot länger haltbar machen – die Ideen gehen in viele verschiedene Richtungen.

Muss man Physiker sein, um teilnehmen zu können?

Nein. Es kann sich jeder beteiligen, den das Thema neugierig macht. Der Wettbewerb ist für Menschen aus allen Disziplinen offen. Wir haben bereits Einsendungen aus Amerika, Afrika und Asien erhalten. Das zeigt: Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die Lust haben, sich mit dieser Art von LEDs auseinanderzusetzen.

Und was gibt es zu gewinnen?

Für die ersten drei Plätze gibt es Geldpreise, der erste Platz ist mit 1500 Euro dotiert. Außerdem sponsern wir für gute Ideengeber den Besuch zweier Konferenzen, eine davon ist der Entrepreneurship Summit, der jährlich im Herbst an der Freien Universität stattfindet.

Die Fragen stellte Jonas Huggins

Weitere Informationen

Ideenwettbewerb „LEDs innovate your home“

Mehr über UV-LEDs erfahren und teilnehmen kann jeder auf der Plattform Hyve Crowd.

Der Einsendeschluss für Ideen ist am Mittwoch, dem 31. Mai. Die Gewinner werden am 15. Juni bekanntgegeben.

Die Sieger werden durch eine fachkundige Jury ausgewählt. Zu den Jury-Mitgliedern zählen:

  • Prof. Dr. Michael Kneissl: Geschäftsführender Direktor des Instituts für Festkörperphysik der TU Berlin und Leiter des Joint Lab "GaN-Optoelektronik" am Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH).
  • Dr. Robert Gassner: Zukunftsforscher und Experte für interdisziplinäre Technologiefolgeabschätzungen. Ausgebildeter Moderator unter anderem für Zukunftswerkstätten, Zukunftskonferenzen sowie Innovations- und Szenario-Workshops.
  • Daniel Bachfeld: Chefredakteur von MAKE, einer Zeitschrift für Bastler und Techies in Deutschland.
  • Prof. Dr. Carsten Dreher: Professor für Innovationsmanagement an der Freien Universität Berlin.
  • Jochen Winning: Geschäftsführer Deutsche Gütegemeinschaft Möbel e.V.
  • Dr. Carola Diez: Application Marketing Manager in der Business Unit „Emitter, Laser and Sensors“ der OSRAM Opto Semiconductors GmbH.
  • Dr. Martin Straßburg: Senior Innovation Manager, ebenfalls OSRAM Opto Semiconductors GmbH.